Dass derart viel Platz in dem engbesiedelten Land für eine solche Veranstaltung zur Verfügung steht, spricht für die Bedeutung der Agrar- und Gartenindustrie in den Niederlanden. Boskoop ist das Baumschulcentrum, die Blumenzwiebeln kommen aus Flevoland und die Gartenkunst aus Limburg? Man kann, aber muss nicht die größte Seilbahn der Niederlande benutzen, um einen Eindruck vom 65 Hektar-Gelände der weltgrößten Gartenbauausstellung zu bekommen. Fünf Themenbereiche liegen eingebettet in ein Waldgebiet und sind über 3-minütige Wanderwege durch typisch niederrheinischen Kiefern-, Eichen- und Birkenwald miteinander verbunden. Zeit genug, um kurz inne zuhalten, ohne sich zu langweilen.
Die hochmodernen Gebäude der Ausstellung und das Amphitheater im Bereich World Show Stage geben der floriade weltstädtisches Flair. Architektur, die in einer Niederrheinmetropole nicht unbedingt zu erwarten ist. Wie es sich für den Hauptproduzenten Niederlande gehört werden eine weltbekannte Blumenzwiebeln-Spezialistin und ihre Helfer in diesen Wochen rund 1 Million Tulpen, Narzissen und Co unter die Erde bringen. Sie sollten sich also auch den April und Mai für die Floriade vormerken. Was die Pavillons, Themengärten und Ausstellungsbeiträge zu bieten haben, bleibt abzuwarten, da die Ausführungen nun erst voll anlaufen. Viele Infos dazu finden sich aber schon auf der deutschsprachigen Webseite. Die Staudenpflanzungen der einzelnen Themenbereiche sind konsequent umgesetzt, kein Stückwerk, kein Stilmix. Fazit: Der Besuch lohnt sich.
'Relax and Heal' – Mit allen Sinnen wahrnehmen und entspannen
Eine zeitgemäße, an Trockenheit angepasste, steppenartige Pflanzung mit Gräsern, graulaubigen Pflanzen und typischen Dauerblühern wie Katzenminze, Steinquendel und Agastache. Reitgras Karl Förster, Föngras Achnaterum und neueste Panicumarten bilden das Gräsergerüst der Anlage. Zu halbhohen Büschen geschnittener Buschklee Lespedeza, blühende Artischoken und die wenig bekannte, Bergminze Pycnanthemum tenuifolium begeistert auch den Fachmann.
'Green Engine' - Natur und Industrie – zwei Gegensätze?
Die Staudenwiese ist vermutlich mit dem Zufallsgenerator geplant. Nur Artenauswahl und Häufigkeit wurden festgelegt. Die Wirkung ist verblüffend. Viel Schafgarbe, ganz viel Verbena bonariensis und wenige Kniphofien.
'Environmet' – Pflanzen steigern die Lebensqualität
Lange schmale Streifen mit einer üppigen Beet- und Wildstaudenkombination, in der zu meinem Besuch Helianthus 'Lemon Queen' und Miscanthus den Ton angeben. Klassische Rabattenstauden wie Sonnenbraut Helenium, hohe Astern oder Lampenputzergras, aber auch Neuheiten wie Kerzenknöterich Persicaria amplexicaule bestimmen das Bild. Der mit Heckenschere begradigte Rand der Pflanzung ist ein vermeidbarer Fauxpas der im kommenden Jahr nicht passieren sollte. Hier ist auch die Allee der 120 Baumarten zu besichtigen, die alle korrekt zu benennen nur den wenigsten Besuchern gelingen dürfte. Wer hundert bestimmen kann, gewinnt einen Restaurantbesuch.
'Education & Innovation' – Forschung und Lehre
Die großzügige Staudenpflanzung am Hang wirkt wild und naturhaft. In der halbhohen, prärieartigen Kombination sind große Gruppen von Sonnenhut, Schafgarbe und Helenium die Leitstauden. Bänder von Waldschmiele, Rutenhirse und Reitgras 'Karl Förster' durchweben mit ihren filigranen Ähren die gelb-, braun- und rottönigen Blütenfelder.
'World Show Stage - Schmelztiegel aus Kunst, Kultur und Unterhaltung
Große Veranstaltung - große Bühne. 1500 Personen fasst das Amphitheater, der See am Waldrand hat die passenden Dimensionen. Das bescheidene Rosarium unter der Seilbahnstation wird mit den in der Region reichlich vorhandenen Rosenzielen wie Lottum und Schlosspark Arcen erklärt; es bleibt bei dem Versuch den englischen Landschaftsgarten im Rücken des Amphitheaters abzubilden. Topiary wirkt da eher barock.
Diese und weitere Aufnahmen von den Staudenpflanzungen der Floriade 2012 in Venlo finden Sie in der Diashow.