29. März 2010

Was sind Opferstauden?


Gastbeitrag von Torsten Matschiess, Garten Alst

Die Aufnahme zeigt Aralia californica im ersten Frühjahr umgeben von Geum rivale.

Da der Begriff der Opferstaude bereits kursiert, möchte ich eine kleine Definition nach reichen.
Als der Garten Alst frisch bezogen noch ein Meer von Weihnachts- und Lebensbäumen war, ging es bei geselligen Abenden so langsam los mit der Planung. Von meiner ursprünglichen Idee, zuerst kleine Beete als Inseln in die Wiese zu platzieren, um dort zuerst die Großstauden zu pflanzen, konnte uns unser Freund Hermann (www.garten-groene.de) schnell abbringen. Zum einen musste in jedem Fall der gesamte Plan stehen, bevor wir diese Inseln hätten anlegen können und zum anderen bot Hermann an, seinen eigenen Garten zu beernten, um nicht zu sagen zu plündern. Bei der weiteren Planung wurde schnell klar, dass die Großstauden nicht im Hintergrund, sondern nah an den zahlreichen Wegen stehen sollten, ohne jedoch diese langfristig zu verbauen. Im späten Sommer sollten sie durch ihre gestaffelte Anordnung Strukturen schaffen, den Raum optisch vergrößern und Sichtachsen nicht entlang der Wege sondern durch die Beete selbst schaffen.
Was bei einer in der Höhe gestaffelten Rabatte in der Regel weniger Beachtung findet, wurde zur interessanten Frage bei unserer Planung: Wie umpflanzen wir die Großstauden, damit sich diese adäquat entwickeln können und ihr Umfeld auch im Frühjahr attraktiv wirkt. Wer einmal die Entwicklung einer Aralie (continentalis oder californica) oder Aconogonon speciosum Johanniswolke über Jahre beobachtet hat, wird wissen, welchen immensen Raum sie über diese Zeit einnehmen. Wir waren also auf der Suche nach Stauden, die möglichst früh im Jahr blühen und mit im Jahresverlauf zunehmender Beschattung (durch die Großstauden) zurecht kamen. Des weiteren mussten sie nicht sehr langlebig sein, da sie mit der Zeit eh verdrängt werden. In diesem Zusammenhang fand ich den Begriff Opferstauden angemessen. (Zu diesem Zeitpunkt wären Einjährige nicht in Frage gekommen. Kann man mal sehen, wie dogmatisch wir in diesen Dingen waren…)
Als Opferstauden wurden dann schnell folgende Kandidaten ausgewählt: Papaver orientale, Geum rivale, Pulmonaria officinalis, Geophyten, Bistorta affinis und weitere Bodendecker für eher halbschattiges Milieu.
In Kürze folgen ein paar Beispiele aus der Praxis. Hier und unter garten-groene.blogspot.com.
Am Rande: Der Name Opferstauden habend, d. h. „zum Opfer die (Homa-)Staude verwendend”, ist ein Kultname des Priesters Spitama aus Awesta „Zarathuschtra Spitama”.

28. März 2010

Staude der Stunde-Pachyphragma macrophyllum


Die unscheinbare Staude mit den frischgrünen, runden Blättern fällt im Sommer nicht weiter auf. Ihre besondere Stärke liegt in der frühen Blütezeit direkt nach Krokus und Galanthus. Auch im tiefen Laubgehölzschatten kommt die immergrüne Staude gut zurecht. Sie sät sich leicht aus ohne lästig zu werden und dient als Begleiter von Solitär- und Blattschmuckstauden oder Bodendecker im Schatten und Halbschatten.
Bis vor einigen Jahren fand sich Pachyphragma macrophyllum syn. Thlaspi macrophyllum nur in der englischen Gartenliteratur beschrieben.
Beth Chatto schreibt in ihrem Buch: 'Im grünen Reich der Stauden' über sie: "Ich verwende große Mengen als Bodendecker und wirkungsvoll im Schatten unter Büschen. Es ist eine unterschätzte Pflanze, die sich nur langsam ausbreitet und mit ihren großen, runden, schimmernden Blüten ein auffälliger Bodendecker ist. Wenn die Schneeglöckchen verblüht sind, treten die dichten, weißen Blütenbüschel wie spät gefallene Schneeflocken deutlich hervor."

Bestimmt bieten mehrere Staudengärtnereien das großblättrige Täschelkraut an. Bekannt sind mir zur Zeit Friesland-Staudenkulturen in Jever und Staudengärtnerei Sarastro in Ort am Inn, Österreich.

23. März 2010

Wer war eigentlich Rosemarie Weisse?


Die Planerin und Staudenkennerin Rosemarie Weisse gestaltete 1983 im Zuge der IGA München im Westpark eine Steppenheidepflanzung, die vielen Staudenfreunden ein Begriff wurde. Mit der Verwendung von Gräsern wie Miscanthus, Stipa, Pennisetum und vielen Stauden der momentan sehr angesagten nordamerikanischen Prärie war sie ihrer Zeit voraus.
Dass sich die Pflanzung in der 90er Jahren stets im optimalen Pflegezustand präsentierte, lag daran, dass die Planerin regelmäßig die Anlage besuchte und für ein geringes Honorar in die Pflege über Jahre persönlich eingebunden war.
Dadurch konnten Fehlentwicklungen wie unkontrollierte Aussaat einzelner Arten, das Einnisten von Wurzelunkräutern oder ungeeignetes Nachpflanzen bei Ausfällen immer verhindert werden. In Zeitschriften und Gartenbüchern war die Anlage präsent. Zum Beispiel berichtet Penelope Hobhouse in ihren Buch “Pflanzen in ihren Lebensbereichen“ über die Anlage. Auch Noel Kingsbury zeigt in “The new perennial garden“ Fotos der Pflanzung. Der englische Gartenautor Stephen Lacy berichtet 2002 über “The new german style“ und schreibt begeistert vom Besuch im Westpark. Zu der Zeit war für internationale Besucher des Sichtungsgarten Weihenstephan auch ein Besuch dieser Staudenpflanzung obligatorisch.
Rosemarie Weisse verstarb 2002 im Alter von 74 Jahren. Seitdem hat die Qualität der Pflanzung abgenommen. So die Meinung mehrerer Besucher des Gartenpraxis-Semiars zur Zukunft und Aktualität der Staudenrabatte in Grünberg. Auf private Initiative wurde inzwischen Kontakt mit dem Witwer aufgenommen, um Einsicht in die Pläne und Aufzeichnungen nehmen zu können.
Die Verantwortlichen des Westpark scheinen nicht genug zu würdigen, dass die Planerin in Gartenbaukreisen weltberühmt ist und dies eine Pflanzung mit Vorreiterrolle war.
Ich habe jahrelang als Besucher der Gartenpraxis Seminare mit Frau Weisse im Saal gesessen und das ein oder andere anregende gärtnerische Gespräch führen können. Wenn das Netz nichts vergisst, freue ich mich hiermit, einen kleinen Beitrag zum Andenken an Rosemarie Weisse geleistet zu haben.


Fotos von der Staudenpflanzung im Westpark auf flickr von 2007

Artikel von 2002 im engl. Magazin Horticulture, in english

Gärtnerische Ziele in Europa

17. März 2010

Sequoiafarm Kaldenkirchen


Nachdem sich Besucher im Zuge einer Kunstausstellung 2009 im Gelände der Sequoiafarm im Kaldenkirchener Grenzwald vom Pflegezustand der Anlage ein Bild machen konnten, gab es kritische Leserbriefe in der örtlichen Presse. Die Farm ist das Lebenswerk von Dr. Ernst J. und Illa Martin, die hier in den 50er und 60er Jahren eine Sammlung nordamerikanischer Gehölze mit Schwerpunkt Sequoia aufbauten und forstbotanische Versuche mit dem Bergmammutbaum Sequoiadendron giganteum sowie dem Küstenmammutbaum Sequoia sempervirens durchführten. Die Anlage war jahrelang den Universitäten Köln und später Essen zu Versuchs- und Lehrzwecken. angeschlossen. Der Pachtvertrag mit den Besitzern, den Stadtwerken Nettetal lief 2007 aus.
In den letzten Jahren sank vor allem die Artenzahl im Staudenbestand der Sammlung.
Umso erfreulicher ist nun, dass die Stadtwerke beschlossen haben, Geld und Zeit in dieses dendrologische Kleinod zu investieren. Seltene Bäume und Sträucher werden frei geschnitten und der Staudenbestand soll nach alten Listen wieder aufgearbeitet werden.
Der Verein Projekt Mammutbaum eV und ihr Mitglied Erik Martin, Sohn der Gründer, fordern und fördern diese Entwicklung. In diesem Mai wird die Zweite Mitglieder-Versammlung und 7. Treffen der Mammutbaumfreunde in der Region stattfinden und dabei auch die Sequoiafarm besichtigen. Viele wissen nicht, dass an anderer Stelle im Grenzwald, für den Spaziergänger nicht sichtbar, eine der größten zusammenhängenden Pflanzungen mit 60 Jahre alten Mammutbäumen in Europa zu finden ist.
Mehr lesen Sie hier.

11. März 2010

Zwei neue Stauden aus der Gärtnerei `Sarastro`




Gastbeitrag aus dem lesenwerten Newsletter der Staudengärtnerei `Sarastro` in Österreich, von Christian Kress.

“Wenn du nichts dagegen hast, so möchte ich dir in Zukunft in lockerer Folge als Newsletter ein wenig Arbeit im Garten verschaffen, einige dir vielleicht bekannte, aber auch unbekannte Stauden vorstellen, sowie den neuesten Tratsch aus der Staudenwelt vermitteln“.
 
Collinsonia canadensis
Die Steinwurzel stammt ursprünglich aus Kanada und sieht in der Gestalt einer Brennnessel nicht unähnlich, nur dass ihre leicht gezähnten Blätter glatt sind. Ab Ende Juni erscheinen die zitronengelben Blüten an den Triebspitzen. Das Bemerkenswerteste ist jedoch ihr unbeschreibliche Duft nach Zitronengras oder Limonen. Die Endhöhe beträgt etwa 120 cm, wir haben es also mit einer stattlichen Staude zu tun, die sich in jedem nicht zu trockenen Boden wohl fühlt. Der ideale Standort befindet sich in Naturgärten in Waldpartien oder zwischen anderen Halbschattenstauden wie Hosta oder Astilbe.

Penstemon x mexicali ‘Tabasco‘
Die Bartfäden sind eine unglaublich arten- und sortenreiche Gattung, die meisten davon alpine Gewächse und bilden niedere Polster. Die uns bekanntesten Bartfäden (‘Schönholzerii‘ etc.) blühen in großen, auffälligen Glocken und sind in den meisten Regionen Mitteleuropas nicht winterhart. Vor etwa fünfzehn Jahren entstand in Denver/USA ein Bartfaden aus einigen harten Arten, welcher durch seine lang anhaltende und reiche Blüte allgemeines Aufsehen erregte. Sein Sortenname hieß ‘Red Rocks‘, dies ist der Name eines künstlichen Amphitheaters, welches sich westlich von Denver befindet. Dieser auch bei uns in Mitteleuropa völlig winterharte Bartfaden wurde mit der Zeit auch über Samen vermehrt, wodurch es zu einer leichten Mischung von Rot- und Rosatönen kam. Aus einer Aussaat selektierten wir vor zwei Jahren in unserer Gärtnerei die Sorte  ‘Tabasco‘. Diese Neuheit zeichnet sich durch ihre absolute Winterhärte und den tiefroten Blüten aus, die einen leicht hellen Schlund besitzen. Der beste Standort ist jeder Kiesgarten, aber auch in größeren Steingärten ist ‘Tabasco‘ gut aufgehoben, ebenfalls an einer warmen Hausmauer. Der Boden sollte durchlässig und von lehmig-sandiger Statur sein. Ein leichter Rückschnitt fördert ein erneutes Blühen, bis in den Herbst hinein!
 
Homepage Staudengärtnerei Sarastro

9. März 2010

Staudenhecken aus Großstauden und Ziergräsern



Großstauden und hohe Ziergräser eigenen sich unter anderem für temporäre Hecken und sommerlichen Sichtschutz an Stellen, die nur in der Gartensaison vor neugierigen Blicken geschützt sein sollen. Als Alternative zu Ziersträuchern bieten solche "Staudenhecken" ein abwechslungsreiches Bild mit der typischen jahreszeitlichen Dynamik der Stauden. Kombiniert mit Vorsommerblühern und Blumenzwiebeln sind die Pflanzungen das ganze Jahr attraktiv und erfüllen ihren Zweck. Die Fachhochschule ZHAW in Wädenswil, Schweiz, hat einige “Staudenhecken“ mehrere Jahre getestet. Im Garten Gröne wachsen seit langem Staudenknöterich 'Johanniswolke', die mächtige kalifornische Staudenaralie oder die mexikanische Amicia zygomeris
und werden von Jahr zu Jahr imposanter.
Mehr zu Großstauden und Ziergräsern lesen Sie hier.
Infos zu den Schweizer Staudenhecken finden Sie im pdf.

3. März 2010

Kiesgarten – Eine Begriffsbestimmung


Prärie-, Stein-, Trocken-, Steppen- oder Kiesgarten, das ist die Frage. Allen gemein ist die gärtnerische Verwendung von trockenheitsliebenden Pflanzen für magere Böden, die statt mit organischem Mulch mit mineralischem Kies oder Splitt gemulcht werden. Beth Chatto oder besser gesagt der Ulmer Verlag prägte den Begriff, als er die deutsche Ausgabe ihres Buches 'gravel garden' korrekt mit Kiesgarten übersetzte. Leider zeichnet sich inzwischen eine neue Bedeutung ab, die den Begriff Kiesgarten vereinamt. Leider deshalb, weil der Stauden- und Pflanzenliebhaber unter Kiesgarten ganz bestimmt nicht mit Folie ausgeschlagene Flächen versteht, in denen bunte Ziersteine und Natursteinelemente aus dem Baumarkt die Hauptrolle spielen und Pflanzen nur als Beiwerk geduldet werden.
Was ich unter Kiesgarten verstehe lesen Sie hier.